Zweiraum-Haus

Einfamilienhaus – Wohnen und Bibliothek

Bauherr: Privat
Planungs- u. Bauzeit: 2005-2007
BRI: ca. 420 m3

Fotos: Maks Richter, Stuttgart

Vor dem Neubau stand auf dem Grundstück ein marodes kleines Fachwerkhäuschen auf einem eingeschossigen, tiefer liegenden Natursteinsockel. In der städtebaulich eingebauten Situation mit fehlenden Abstandsflächen zu den Nachbargebäuden wurde der Neubau nur mit der Argumentation des Bestandsschutzes und der Auflage, eine nichtbrennbare Hülle zu schaffen, durch die Behörde genehmigt.
Das Fachwerkhaus wurde bis auf den Sockel zurückgebaut. Der Zustand des Natursteinsockels war sehr schlecht und eigentlich nicht mehr zu retten. Zur Sicherung wurden Betonwände innerhalb der Grundmauern zusammen mit dem Naturstein geschalt und ausgegossen. Diese Wände bilden die Tragwände für den darüber liegenden Holzständerbau und binden den maroden Sockel. Sollte der Sockel sich in den Jahren vollends zersetzen, wird er durch die betonierte Innenschale ersetzt..

Auf der „Betonröhre“ wurde ein Einraum-Satteldachhaus in Holzständerbauweise errichtet. Das Holzhaus ist in der Konstruktion leicht und konnte vorgefertigt werden. Da das Grundstück nur über eine einen Meter schmale Fuge zwischen zwei Häusern zugänglich ist mussten die Elemente mit dem Autokran über die anderen Häuser gehoben werden. Die Hülle bildet eine durchgängig über den Wand- und Dachbereich geführte Edelstahlverkleidung mit nichtbrennbarer Unterkonstruktion. Dächer und Wandfarben der angrenzenden Häuser und das Grün der Umgebung spiegeln sich in der Fassade wieder. Bei der Ausführung wurde viel Wert auf handwerkliche Sorgfalt gelegt.

Die Fensteröffnungen sind für den kleinen Baukörper sehr groß bemessen und bringen einen starken Bezug von Innen nach Außen. Überraschend sind die vielen Ein- und Aussichten, wie zum Beispiel die Inszenierung der Kirchturmuhr durch das Fenster des gläsernen Verbindungsstegs zum Haupthaus.
Im Inneren gibt es über die zwei Geschosse zwei Räume. Unten gibt es einen Wohnraum mit Sanitärkern, oben befindet sich die Bibliothek mit Übergang zum Bestandswohnhaus, einem denkmalgeschützten sanierten Altbau. Durch die 50° Dachneigung des Gebäudes wirkt die Bibliothek im offen Raum fast kathedral. Die eichenen Bücherregale wurden in die Wände integriert und mit den Fenstern abgestimmt.
Der Neubau dient derzeit als Wohnraumerweiterung. Der Bau lässt sich in Zukunft durch den eigenen Zugang und den Sanitär- und Küchenblock in der unteren Ebene jedoch sehr leicht auch als kleines autarkes Wohngebäude realisieren. Lediglich die Verbindung zum Haupthaus müsste geschlossen werden.

Zweiraum-HausDorothee Egger